Kunstkreis Laatzen -
Kaleidoskop der Vielfalt und
Kreativität.
Ganz in Sichtweite des Leinezentrums - ich erwähne das Einkaufszentrum nur, weil es allgemein bekannt ist und so als Wegweiser tauglich ist - den noch Unentschlossenen oder weit Angereisten fürs nächste Jahr den Glanzpunkt vorweihnachtlichen Treibens und Handelns in der Erich Kästner Schule Laatzen zu weisen.
Für die Laatzener Bürger ist der Besuch des Kunsthandwerkermarktes zur Selbstverständlichkeit geworden, stellte ich in mehreren Gesprächen fest. Für die aus dem weiter entfernten Umland Angereisten soll das auch so werden.
"Wer einmal kommt, kommt immer wieder," wurde mir gesagt. Und es ist auch so: Man muss dort gewesen sein und sich zwischen den Ständen der Aussteller "getummelt" haben, um diese Veranstaltung richtig einzuschätzen zu können und ihre Besonderheit mit ihren unterschiedlichsten Facetten näher unter die Lupe zu nehmen.
"Das Laatzener Kaleidoskop ist zurecht und unübertroffen ein Treffpunkt für Menschen mit gutem Geschmack." Das gilt für die künstlerische Seite sowieso und ebenso auch für die Bewirtung.
"Ein Markt ohne Speis und Trank ist wie ein Wetter ohne Sonne", dichtete ich wenig originell - aber zutreffend - und so führte mein erster Weg - angeregt durch meine Frau - in unvorhersehbaren Schlangenlinien um verschiedene Stände, wobei die Generalrichtung Kuchenbuffet hieß. Schon auf dem Weg dahin wurde mir klar, dass hier nur Produkte des gehobenen künstlerischen Könnens präsentiert wurden.
Als Kaleidoskop wird ein Spielzeug bezeichnet, in dem sich bunte Glassteine befinden, die man durch Drehen bewegen kann, so dass durch sich immer wieder verändernde Spiegelungen stets neue Muster erscheinen. So erlebte ich die Ausstellung auch - nur umgekehrt.
Der Unterschied bestand darin, bei der Ausstellung keine Glassteine bewegen zu müssen, um den geschilderten Effekt zu erzeugen, sondern Kopf, Augen und Beine! Bewegte man sich, wurde man reichlich belohnt. Bewegte man sich viel, überreichlich. Unaufhörlich und in nicht enden wollender Folge taten sich vor mir neue Perspektiven auf. "Raumeindrücke, Standeindrücke und Stimmungseindrücke" wechselten sich genau so rasch ab, wie die Stände der Aussteller.
Und tat ich den nächsten Schritt zum nächsten Stand und blickte mich um, war schon wieder alles verändert. Welch ein "Gewusel" durch die Besucher herrschte um die Stände. Dabei war die Begeisterung bei den Ausstellern, innerhalb "des großem Ganzen" dabei sein zu können, unübersehbar.
"Durch und durch Künstler", registrierte ich, als ich mich einen Moment abseits stellte, um das Treiben zu beobachten. Aus dieser betrachtenden Perspektive erlebte ich die Menschen so, wie sie es auf ganz individuelle Art verstanden, ihr Können innerhalb der Ausstellung auf eindrucksvolle Weise zu präsentieren und geschickt voneinander abzuheben.
Es ist ja kaum etwas zu verdienen an den ausgestellten "Werken", berücksichtigt man den Zeitaufwand für jedes handgefertigte Stück, jedes Bild, jedes gestrickte Teil oder jedes Foto. Jedes Teil ist ein Unikat. Wer könnte das besser beurteilen als ich, der Unmengen von Zeit in das Schreiben von Texten investiert oder in das Entwerfen von guten Vorträgen. Es ist der Idealismus, den jemand bei solchen Gelegenheiten auslebt und das Tun für das große Ganze jenes Segments innerhalb der kulturellen Szene, welches einem besonders am Herzen liegt.
So wie die Frau eines Standes, die ihre Waren vergaß zu verkaufen, nur weil sie mir zu erklären versuchte, wie richtig gestrickt wird. Ich beobachtete, was ihre Stricknadeln taten, wie sie wirbelten, während ich ihr zuhörte. Angetrieben durch ihre flinken Finger und für mich in ihren Bewegungen kaum nachvollziehbar - offenbar einem inneren Programm gehorchend - wuchs der angefangene Schal während ihres "privaten Strickkurses" und war bei Beendigung der Schilderungen ein merkliches Stück gewachsen.Sie schien es gar nicht zu bemerken, was sie tat und ich verglich ihre Tätigkeit mit einem Autofahrer, der ebenfalls nicht merkt, wenn er auf die Kupplung tritt.
Stricken - für mich eine zu hohe Kunst. Deshalb bin ich über ein selbstgebasteltes "Strickliesel" aus einer Garnrolle in meiner Kindheit nie hinaus gekommen.
Wie gesagt, zu hohe Kunst für mich, aber pure Routine für die mir das Geheimnis der zu verknotenden Fäden erklärende Strickerin.
Oder der Stand mit dem Hühnerhof. Hühner im Stall, Hühner im Handwagen, Hühner oben und unten und überall - Hühner zu Weihnachten! Da lachen ja die Hühner und deren Hähne gleich mit! Mal was anderes als Nickoläuse oder Weihnachtsgänse...Und echte Hühner - wenn sie es denn wären - wären gebraten sogar gesünder als Schokonickolaus und Mastgans. Vorausgesetzt, der Genießer bringt es über sich, die knusprige Hühnerhaut auf dem Teller liegen zu lassen um sich auf's trocken schmeckende Muskelfleisch zu beschränken...
Gleich daneben ein Birkenwald als Gemälde und als ich das Bild betrachtete, kamen Erinnerungen an die Taiga während meiner Rußlandreise weit im Norden in der Taiga auf den Waldai Höhen hoch.
Drei mittelgroße Halbkugeln aus Gips, geheimnisvoll von innen heraus golden strahlend, erweckten meine Aufmerksamkeit und ich ärgerte mich hinterher, nicht wenigstens eine davon erworben zu haben.
Ich müsste jeden Stand erwähnen, wäre ich gerecht. Doch dann würde die Reportage zu lang. Jeder Verkaufsstand hatte "das gewisse Etwas", auch die Menschen, die geduldig auf Interessenten warteten, doch meine kleine Reportage wäre unfertig, wenn ich nicht die am Eingang aufgebauten im Dunkel der Nische fast geheimnisvoll leuchtenden Adventsbögen erwähnen würde und mehr noch die Fotos, welche eine Ausstellerin grundsätzlich in dunkelster Nacht hergestellt.
Herstellt heißt: "Fotografiert", und ich unterhielt mich einige Zeit mit ihr, um hinter ihr fotografisches Geheimnis zu kommen, in schwärzester Nacht, farbige Fotos zu machen. Sie erklärte es mir, ich verstand es nicht, aber darauf kam es nicht an. Und mit dem Nichtwissen, dem Geheimnis - "wie was warum so und nicht anders funktioniert" - erfreute ich mich an den Fotos noch mehr und alle ihre Fotos strahlten einen besonderen, kaum zu beschreibenden Zauber aus.
Natürlich gehören auch Kinder in die Ausstellung. Ich fand sie, fast am Ende meiner Wanderung durch das Kaleidoskop malend, beobachte sie eine Zeitlang von hinten, später von vorn und sie waren alles andere, aber nicht fotoscheu.
Und beinahe hätte ich bei der Beschäftigung mit den Kindern über die Kinder den Stand mit den "geistigen Getränken" vergessen, die, trinkt der Mensch zuviel davon, sogar "geistliche Anwandlungen" ans Tageslicht bringen können.
Toll dekoriert! Prima Angebot und überhaupt, wäre das leidige Autofahren nicht, eine kleine Flasche "Selbstgebrauten" hätte ich - einen lauten Trinkspruch auf das Kaleidoskop ausbringend - an die Lippen gesetzt und bis zum Grunde ausgetrunken! So, wie Kleider Leute machen, verführt erst die gekonnte Präsentation der "geistigen Getränke" dazu, den uns selbst kontrollierenden Geist einen Moment lang auszusperren...
Dass ich den weiblichen Motor, die Initiatorin der Ausstellung - Frau Monika Gorbuschin - im "Kaffee" bei all dem Gewusel um mich herum nicht bemerkte, sondern von ihr erst nachdrücklich durch einen Rippenstoß daran erinnert werden musste, wenigstens "Guten Tag" zu sagen, spricht für die Qualität Ausstellung, die mich - ich will es vorsichtig formulieren - blind machte für das wahre Schöne auf der Welt.
Doch - ganz ehrlich - kann es ein besseres Kompliment geben für eine gelungene Veranstaltung?
Hier geht es direkt zur Seite des Kunstkreises:http://http://www.kunstkreis-laatzen.org/