Dezember
Alle Jahre wieder...
Wenn auch die Welt im wesentlichen von den Frauen beherrscht wird und alle Lebensbereiche durchdringt, so gibt es einen Monat im Jahr - den Dezember - in dem der Mann sich noch voll entfalten kann. Genauer gesagt: "Das Aufstellen des Weihnachtsbaumes ist noch fest in männlicher Hand!"
Oder haben Sie schon mal eine Frau aus Fleisch und Blut gesehen, die in einer Hand eine Säge hält, in der anderen einen Christbaumständer, unter einen Arm eine Axt geklemmt hat und lautstark verkündet: „Ich stelle jetzt den Tannenbaum auf!“
Das Glück hatte ich noch nie und bin damit nicht allein! Millionen von Vätern und Großvätern verbindet Jahr für Jahr zur gleichen Zeit das gleiche Schicksal: Sie stellen den Weihnachtsbaum auf. "Das ist Männersache", sagt „sie“. „Das war schon immer so,“ denkt „sie“ beim Sagen und hofft, das es so bleibt. Der Nadeln wegen, des klebrigen Harzes wegen auch und der Unbequemlichkeit, die so ein „roher, unbehandelter Baum“ mit sich bringt. Und im übrigen: „Er“ kann doch auch was machen, oder?“
Eigentlich beginnt das Aufstellen des Baumes schon beim Kauf des künftigen Prachtstückes. Wie groß muss er sein? Soll der grüne Gast in der Weihnachtsstube was hermachen? Natürlich soll er das und deshalb darf er alles sein, aber nicht einfach nur Nadelbaum! Die Verwandtschaft könnte sich ihre Gedanken machen, die Nachbarschaft noch mehr und die Einfachtanne zum Gespräch über den Gartenzaun machen, wenn ihm eine gewöhnliche Fichte als wohlgeratener Prachtkerl vorgezeigt würde! Nordmanntanne ist das Mindeste. Schon der Nachbarn wegen. Ich kaufe das Mindeste.
Noch wichtiger als die Tanne aber ist der Christbaumständer. Vor zwei Jahren probierte ich einen High-Tech Ständer mit Wasserbehälter aus. Unser grüner Stolz sollte nicht dursten, während wir in seinem Glanz die edleren Tropfen verkosten würden.
„Der Baum säuft ja wie ne Kuh,“ rief ich in Richtung Küche meiner Frau zu und füllte den Behälter zum 4. Mal nach. „Jetzt weiß ich, warum seine Vorgänger nach 5 Tagen nadelten. Wir haben zu wenig gegossen!“ „Und ich sehe, das der Ständer ein Loch hat“ rief meine Frau aufgebracht. Das Wasser läuft in's Parkett und zieht schon in den Tapeten hoch“!
Das Chaos brach aus. „Schnell, einen Eimer mit Scheuertuch, wo ist er?“ rief ich. „Da,“ sagte sie, wobei mir unklar blieb, wo „da“ sein sollte. Sie holte ihn selbst. Dann "überschrillten" elektrische Haartrockner – zweckentfremdet zum Holztrockner – die weihnachtliche Musik. Wir lagen auf den Knien im Wasser, und wischten und wrangen aus – und dann traf meine Frau der Schlag. Strom, Wasser und Tischsteckdose passen nicht zusammen. Es roch nach verschmortem Fleisch. Ich grinste. Sie schrie, „was es da wohl zu grinsen gäbe“ und wie zur Strafe oder zum Glück- man kann es so oder anders herum sehen - fiel der Strom aus. Die Haartrockner verstummten.
Dann kümmerten wir uns um ihre Brandwunde. Wäre der Strom nur überall ausgefallen! Wieder roch es nach verbranntem Fleisch. „Um Himmelswillen, die Gans im Backofen brennt“ rief sie, bevor sie davon eilte und unweihnachtliche Flüche ausstieß.
Das alles liegt 2 Jahre zurück und ich habe aus den damaligen Fehlern gelernt. Ich bin zum primitiven Holzständer zurückgekehrt. Der Baum steht schief, doch ich habe vorgesorgt. Die Nägel des vergangenen Jahres stecken noch in der Wand, getarnt durch ein Gemälde. Die Bindfäden sind auch noch da. Sie werden mit Lametta behängt, wenn sie den Baum „in Form“ gezogen haben.
Irgendwann ist es geschafft. Mannhaft gerade steht er vor mir. Welch ein Prachtstück! Ich wische mir den Schweiß aus dem Gesicht, das klebrige Baumharz in die saubere Hose und schüttele mir die Nadeln aus dem Haar. Der Brandgeruch aus der Küche ist abgezogen. Nochmal gut gegangen, der Vogel wurde gerettet.
Draußen ist es dunkel geworden. Feiner Schnee sinkt auf den Rasen nieder und hüllt Tannen und Buchsbäume in feierliches Weiß. Ich entspanne mich. Herrliche Ruhe dieses Jahr und wundervolle, friedliche Stimmung legt sich übers Haus und spiegelt sich in unseren Gesichtern wieder.
"Gesegnete Weihnachten!"